LVR-Sozialausschuss besucht Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen
Wie innovativ Arbeitsprojekte für Menschen mit Behinderungen aussehen können, beweist das Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) in Trägerschaft der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen. Hier findet Inklusion in Arbeit mit und durch Sport statt: Ursprünglich als Fußballleistungszentrum gegründet wurde das ZABS in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Bundesagentur für Arbeit (BA) und den Gemeinnützigen Werkstätten Köln GmbH (GWK) inzwischen auf den Judo-Sport ausgeweitet und bietet eine berufliche Orientierung, Förderung, Qualifizierung und Beschäftigung für bis zu 20 Menschen mit geistiger Behinderung. Seit 2023 ist das ZABS der neueste „Andere Leistungsanbieter“ des LVR. Mit dem Instrument der „Anderen Leistungsanbieter“ sollen gezielt inklusivere Beschäftigungsmöglichkeiten jenseits der Werkstatt für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Um sich einen Einblick vor Ort über das innovative Angebot zu machen, besuchten die Mitglieder des LVR-Sozialausschusses die Gold-Kraemer-Stiftung und das ZABS im Rahmen ihrer Ausschuss-Sitzung.
Begrüßt wurden sie durch Prof. Dr. Hans Josef Deutsch. Der Vorstandsvorsitzende der Gold-Kraemer-Stiftung verwies auf das Stifterehepaar Paul und Katharina Kraemer: „Zeitlebens haben sich die Eheleute für Menschen mit Behinderung engagiert. Es war ihr Herzensanliegen, besonders jungen Menschen mit geistiger Behinderung neue Möglichkeiten zu eröffnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“ Mit dem ZABS sei es gelungen, so Deutsch, „über den Sport diesen jungen Menschen einen beruflichen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.“ Mit der Judoka Andrea Kuhne und dem Fußballer Adriano Cvijetic berichteten zwei Teilnehmende den Mitgliedern des Sozialausschusses über ihren sportlichen Alltag und die Vielfalt der Bildungsangebote abseits von Judomatte und Fußballplatz.
Bildung durch Sport als Türöffner zum allgemeinen Arbeitsmarkt
Über den Sport lernen derzeit 14 Teilnehmer*innen, Werte und Einstellungen, die im Berufsleben von grundlegender Bedeutung sind – zum Beispiel Teamgeist, Respekt, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Dabei stehen die individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten der beziehungsweise des Einzelnen im Vordergrund und nicht die jeweiligen Behinderungen. Parallel zur sportlichen Ausbildung bietet das ZABS verschiedene Praktika und Erprobungszeiten in Unternehmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Beispielsweise bei dem 1. FC Köln im Greenkeeping, im Servicebereich der Toyota-Akademie oder der Straßenkickerbase in Köln-Mülheim, in der Gastronomie oder in der Lagerwirtschaft. Hier erlernen die Teilnehmenden vielfältige berufspraktische Fähigkeiten und wenden ihre psychosozialen Kompetenzen an, die sie im Sport erworben haben. Alle Elemente fördern die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und stärken Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit der Teilnehmenden, die vorher alle in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung beschäftigt waren.
„Für uns ist es eine große Chance, über den Sport unsere Berufswünsche zu finden und auszuprobieren“, erzählten Andrea Kuhne und Adriano Cvijetic. Sie verwiesen auf ehemalige ZABS-Kamerad*innen, die den Weg in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis bereits erfolgreich beschritten haben. Einer von ihnen zum Beispiel als Greenkeeper beim 1. FC Köln oder ein anderer als Pflegeassistent in einem Pflegedienst.
„Das ZABS ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie gesellschaftliche Inklusion und berufliche Teilhabe durch den Sport gelingen kann. Hier werden körperliche, aber auch emotionale, soziale und kognitive Fähigkeiten und Kompetenzen erworben und gestärkt. Das befähigt und motiviert die Beschäftigten auch für andere Arbeitszweige über den Sport hinaus“, so Martina Zsack-Möllmann, die Vorsitzende des LVR-Sozialausschusses bei ihrem Besuch.
„Unser multiprofessionelles ZABS-Team um Ole Schneider verfolgt konsequent in seinem Netzwerk das Ziel, unsere Beschäftigten personenorientiert und vor dem Hintergrund ihrer Fähigkeiten und Wünsche zu begleiten – idealerweise bis sie ihren eigenen Weg ohne uns gehen!“ so Dr. Volker Anneken, Mitglied der Geschäftsführung der Gold-Kraemer-Stiftung.
„Als größter Leistungsträger der Eingliederungshilfe bundesweit sind wir stets auf der Suche nach innovativen inklusiven Projekten, die Menschen mit Behinderung dabei unterstützen, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das ZABS trägt mit seiner speziell auf Menschen mit einer geistigen Behinderung ausgerichteten Arbeits- und Bildungsmaßnahme darüber hinaus beispielhaft zu einer inklusiveren Sportlandschaft bei“, ergänzt LVR-Sozialdezernent Dirk Lewandrowski.
Wie erfolgreich dieses Konzept auch im Sport funktioniert, zeigt das Abschneiden der Judokas bei den Special Olympics World Games 2023 in Berlin: So konnten die Sportler des ZABS drei Gold- und eine Silbermedaille mit nach Frechen bringen.
„Andere Leistungsanbieter“ als alternatives Angebot zur Werkstatt
Das ZABS ist der siebte „Andere Leistungsanbieter“ im Gebiet des LVR. Andere Leistungsanbieter sind keine Arbeitgeber des allgemeinen Arbeitsmarktes, sondern ein Angebot der Eingliederungshilfe. Sie müssen vergleichbare Leistungen und Qualitätsstandards wie eine Werkstatt anbieten, sind jedoch meist kleiner und inklusiver ausgerichtet und können somit häufig flexiblere Unterstützungsangebote machen, um je individuelle Wege zur inklusiven Beschäftigung zu finden.
Weitere Informationen zum ZABS finden Sie unter www.zabs.gold-kraemer-stiftung.de .
Mehr Informationen zu den „Anderen Leistungsanbietern“ finden Sie unter soziales.lvr.de .
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