Grünes Licht für kulturellen Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier

Der Landschaftsausschuss der Landschaftsversammlung Rheinland hat in seiner heutigen Sitzung unter Leitung seiner Vorsitzenden, Anne Henk-Hollstein, die Beteiligung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) an der denkmalgerechten Entwicklung des ehemaligen Braunkohlekraftwerks Frimmersdorf zu einem Digital- und Innovationsstandort beschlossen.

Unter dem Leitbild „Vergangenheit trifft Zukunft“ soll der zentrale Bau des 2021 stillgelegten Kraftwerks mit seiner markanten Architektur in wesentlichen Bestandteilen unter Denkmalschutz gestellt werden. Dazu war im Rahmen eines Werkstattverfahrens unter Federführung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit RWE, dem LVR, der Stadt Grevenbroich und dem Rhein-Kreis Neuss bereits ein Konzept für eine wirtschaftlich tragfähige Nachnutzung entwickelt worden. Diese Planungen hatte der LVR in den zurückliegenden Jahren als kompetenter Partner für die Bewahrung und Vermittlung des kulturellen Erbes maßgeblich begleitet, so dass die Mitglieder des Landschaftsausschusses heute einen klaren Auftrag zur Umsetzung geben konnten: Mit einer kulturellen Inwertsetzung wirkt der LVR mit an der Entwicklung des ehemaligen Kraftwerks zu einem Leuchtturm der Transformation im Rheinischen Revier.

Ein industriekultureller Denkmalpfad macht den Weg der Braunkohle von der Anlieferung bis hin zur Stromgewinnung begehbar und vermittelt die Funktionsweise des ehemaligen Kraftwerks. Dabei soll ein Portal den Besuchenden Zugang zu dem Ort und der Region in der Transformation mit ihrer reichen Kulturgeschichte eröffnen. Archäologische Funde aus rund 7.500 Jahren zeigen gemeinsam mit weiteren Elementen des materiellen und immateriellen Erbes den steten Wandel der Bördelandschaft. Gehaltvolle Informationen rund um das Rheinische Revier mit seiner langen Identität als Energieregion schließen die Vernetzung zu weiteren Kulturorten und -angeboten sowie die Diskussion von Fragen der Transformation in Geschichte, Gegenwart und Zukunft mit ein.

„Der LVR kommt hiermit seinem gesetzlichen Auftrag nach, das kulturelle Erbe der Region zu erschließen, zu erforschen und zu vermitteln. Mit seiner Expertise im Bereich der Denkmalpflege und Archäologie, der rheinischen Geschichte, regionalen Identität und Inwertsetzung ehemaliger Industriestandorte leistet der LVR einen Beitrag zum Gelingen der Transformation im Rheinischen Revier“, so Anne Henk-Hollstein.

Für die erste Phase in den nächsten zwei Jahren rechnet der LVR inklusive Personal mit Kosten von gut 500.000 Euro jährlich. Eine Inbetriebnahme ist nach baulicher Herrichtung voraussichtlich ab 2030 möglich.

Grünes Licht für kulturellen Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier

„FabrikFunk“: Neuer Podcast der Industriemuseen von LWL und LVR

Die Industriemuseen der Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) starten mit einem neuen Podcast: „FabrikFunk“ will Fragen aufgreifen wie „Wozu brauchen wir Biodiversität?“, „Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?“, „Woher kommen die Rohstoffe von morgen?“ oder „Wie gehen wir mit KI und Fake News um?“

Gäste wurden in die historischen Stätten der Arbeit, die Industriemuseen, eingeladen, um mit Moderatorin Nadine Hadad über gesellschaftlich aktuelle Themen ins Gespräch zu kommen. Ausgangspunkt ist jeweils eine aktuelle Sonderausstellung. Entstanden sind acht Folgen an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Diese sind ab sofort auf der Internetseite https://fabrikfunk.de und auf den gängigen Streaming-Plattformen zu hören.

In der ersten Folge spricht Nadine Hadad im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund mit dem ehemaligen Fußballprofi Neven Subotić über die eigene Vita, Privilegien und seinen Einsatz für eine gerechtere Zukunft. Aufgezeichnet wurde der Podcast in der aktuellen Ausstellung „Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe“.

In der zweiten Folge geht Nadine Hadad mit Sara Weber im LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen auf Spurensuche: „Wie kann unsere Arbeitswelt besser werden? KI könnte uns dabei helfen“, meint die Bestseller-Autorin. Sie berichtet von ihren ganz persönlichen Erfahrungen und schaut auf aktuelle Probleme. Aufgezeichnet wurde die Folge in der Ausstellung „Arbeits(T)räume – ein Zukunftslabor“ (noch bis 20. Okotber dort zu sehen).

Dr. Walter Hauser, Direktor des LVR-Industriemuseums, sieht in dem gemeinsamen Podcast-Format eine „gelungene Form der Kooperation“ mit den LWL-Museen für Industriekultur: „Die Zusammenarbeit ermöglicht uns, in diesem kurzweiligen und für uns neuen Format ein breites Spektrum aktueller Themen aufzunehmen und auf unterhaltsame Weise zu besprechen. Ich bin gespannt auf den Perspektivwechsel und die Sichtweisen unserer Podcast-Gäste auf brennende Fragen der Gesellschaft, denen wir uns in unseren Sonderausstellungen stellen.“

„Die Industriemuseen haben lange Zeit vor allem die Geschichte ihrer Orte und der Menschen, die dort gearbeitet haben, thematisiert“, erklärt Dr. Kirsten Baumann, Direktorin der LWL-Museen für Industriekultur. „Seit einiger Zeit blicken wir stärker in die Gegenwart und beschäftigen uns vor allem in Sonderausstellungen mit Fragen, die für unsere Gesellschaft heute und morgen wichtig sind. Der neue Podcast bietet eine tolle Möglichkeit, Menschen für diese Themen zu begeistern – auch jenseits des Museumsbesuchs.“

Neue Folgen der Podcast-Reihe „FabrikFunk“ erscheinen alle 14 Tage.

SMS group GmbH mit 10.000 Euro vom LVR ausgezeichnet

SMS group GmbH mit 10.000 Euro vom LVR ausgezeichnet

LVR prämierte vorbildliches betriebliches Eingliederungsmanagement

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat gestern (8. Oktober 2024) die SMS group GmbH mit einer Prämie in Höhe von 10.000 Euro für ihr vorbildliches Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) ausgezeichnet. Die Jury des LVR-Inklusionsamtes hat – neben dem Abschluss einer allgemeinen Betriebsvereinbarung zur Durchführung von BEM-Verfahren – vor allem die besondere Transparenz des BEM-Verfahrens überzeugt. Die Gesamtbetriebsvereinbarung führt alle Schritte, relevante Dokumente und Ansprechpersonen im BEM-Verfahren auf und ist damit besonders leicht verständlich und zugänglich für die Mitarbeitenden.

Zudem ist positiv zu bewerten, dass die SMS group GmbH auch die Maßnahmenplanung und-umsetzung anschaulich darstellt. Die Vereinbarung nennt beispielhaft Bereiche für Maßnahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements. Die SMS group GmbH hält Umfang und Dauer der Maßnahmen in BEM-Verfahren gründlich nach. Das BEM umschließt auch Maßnahmen, die nicht durch Dritte finanziert werden. Auch bei der Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung nimmt die SMS group GmbH eine vorbildliche Rolle ein. Die Beschäftigungsquote liegt mit 6,97 Prozent (Stand 2023) über der gesetzlichen Quote von fünf Prozent.

Christoph Beyer, Leiter des LVR-Inklusionsamts, übergab die Auszeichnung an Tobias Kox, Leiter HR Management der SMS group GmbH: „Die Bewerbung der SMS group GmbH hat die Jury des LVR-Inklusionsamtes auf ganzer Linie überzeugt, unter anderem weil das BEM-Verfahren durch eine hohe Transparenz geprägt ist. Die SMS group GmbH sorgt dafür, dass ihre Mitarbeitenden ausführlich über die Angebote des Betrieblichen Eingliederungsmanagements informiert sind und kümmert sich mit geeigneten Maßnahmen präventiv um deren Arbeitsfähigkeit und Gesundheit. Dieses zukunftsorientierte und verantwortungsvolle Handeln – von dem alle profitieren – zeichnet der LVR gerne aus.“

Kox bedankte sich stellvertretend für die SMS group GmbH und das gesamte BEM-Team für die Auszeichnung: „Die Motivation, Zufriedenheit und Gesundheit unserer Mitarbeitenden hat für uns oberste Priorität. Für uns ist es deshalb selbstverständlich, auch in schweren individuell schwierigen Zeiten geschulte Ansprechpartner im Rahmen des BEM-Prozesses den Betroffenen zur Verfügung Seite zu stellen. Inklusion und Diversität sind bei SMS fest in unseren Unternehmenswerten verankert und ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie für Wachstum und Innovation. Wir freuen uns, dass die hervorragende Arbeit im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements – das sich für die Gesundheit der unserer Kolleginnen und Kollegen einsetzt – derart wertgeschätzt wird.“

Die SMS group GmbH baut Maschinen und Anlagen für die Metallindustrie und hat ihren Hauptsitz in Mönchengladbach. Sie agiert global und beschäftigt insgesamt 14.400 Mitarbeitende, von denen sich 4.500 in Deutschland befinden.

Der LVR vergibt seit 2007 Prämien für die beispielhafte Einführung und Umsetzung des BEM und unterstützt Arbeitgeber bei der BEM-Umsetzung mit Fortbildungen und Beratung. Das BEM ist Bestandteil der Prävention. Alle Unternehmen sind seit 2004 gesetzlich verpflichtet, sich aktiv um die Vermeidung von betriebsbedingten Erkrankungen sowie die Wiedereingliederung von längerfristig oder häufig erkrankten Mitarbeitenden zu kümmern. Behinderungen und frühzeitige Verrentungen sollen so vermieden werden. Die Prämierungen stammen aus Mitteln der Ausgleichsabgabe, die Unternehmen entrichten müssen, wenn sie – entgegen der gesetzlichen Fünf-Prozent-Quote pro 20 Arbeitsplätze – keine oder zu wenige Menschen mit Behinderungen beschäftigen. Das LVR-Inklusionsamt setzt diese Mittel für die Förderung von Inklusion im Arbeitsleben ein.

Zahlen aus dem Jahresbericht 2023 des LVR-Inklusionsamtes
• Ende 2023 lebten im Rheinland etwa 1.039.500 Menschen mit einer Schwerbehinderung.
• Im Rheinland gibt es über 19.000 beschäftigungspflichtige Arbeitgeber mit einer durchschnittlichen Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen von rund 5,4 Prozent.
• In 2023 haben Unternehmen, Inklusionsprojekte und schwerbehinderte Menschen rund 55,9 Millionen Euro als finanzielle Förderung erhalten.
• Bislang hat das LVR-Inklusionsamt 85 Arbeitgeber der Privatwirtschaft und des Öffentlichen Dienstes mit der BEM-Prämie ausgezeichnet.

Von Klassikern bis hin zum Blockbuster: Open-Air-Kino im LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler

Von Klassikern bis hin zum Blockbuster: Open-Air-Kino im LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler

LVR verleiht Wissenschaftspreis an Dr. Lena Haase und Dr. Katharina Thielen

Für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen wurden Dr. Lena Haase und Dr. Katharina Thielen im Rahmen einer Feierstunde im Landeshaus in Köln mit dem Wissenschaftspreis des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) geehrt. Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, würdigte in seiner Begrüßung die Preisträgerinnen: „Die landschaftliche Kulturpflege umfasst eine große Breite an Disziplinen. Sie ist so vielfältig wie die Kultur selbst im Rheinland. Der LVR macht es sich zur Aufgabe, diesen kulturellen Reichtum zu erfassen, zu erforschen, zu bewahren und zu pflegen. Ein gewichtiger Teil dessen ist die Wertschätzung junger und forschungsbegeisterter Wissenschaft. Wissenschaftliche Forschung und Vermittlung erheben den Anspruch – um den Leitgedanken unseres Verbandes zu zitieren – ‚Qualität für Menschen‘ zu bieten. Die seit 1956 ausgezeichneten Preisträgerinnen und Preisträger des LVR-Wissenschaftspreises repräsentieren genau das. Sie will der LVR mit dieser Ehrung auf ihrem Weg unterstützen und bekannt machen. Hierfür gibt es heute Abend Anlass genug.“

Im Anschluss erläuterten der Doktorvater Dr. Thomas Grotum, Geschäftsführer der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL, Universität Trier für Haase sowie als Doktormutter Prof. Dr. Gabriele B. Clemens, Professur für Neuere Geschichte und Landesgeschichte, Universität des Saarlandes, für Thielen jeweils in ihrer Laudatio die Arbeiten: Dr. Lena Haase, die in Trier lebt, hat in ihrer Dissertation „Strafverfolgungspraxis im Schein-Rechtsstaat des ‚Dritten Reiches‘. Zur Zusammenarbeit von Justiz- und Polizeibehörden unter nationalsozialistischer Herrschaft (Gestapo – Herrschaft – Terror. Studien zum nationalsozialistischen Sicherheitsapparat 2)“ an einem regionalen Beispiel beleuchtet, wie sich während der NS-Zeit in der alltäglichen Arbeitspraxis die Zusammenarbeit von Polizei, Gerichten und Staatsanwaltschaft gestaltete. Dabei hat sie zentrale Tätigkeitsfelder der Regionalbehörden in den Fokus gerückt, um so die Entwicklung der nationalsozialistischen Strafverfolgungspraxis nachzuzeichnen und hier vor allem die Relevanz der Justiz für das NS-Regime herausgestellt.

Dr. Katharina Thielen hat sich in ihrer Dissertation mit „Politische Partizipation in der preußischen Rheinprovinz 1815–1845. Eine Verflechtungsgeschichte (Stadt und Gesellschaft. Studien zur Rheinischen Landesgeschichte 10)“ beschäftigt. Darin untersucht die gebürtige Koblenzerin, wie man im frühen 19. Jahrhundert politischen Einfluss ausüben konnte, obwohl man es im preußischen Staat formal nicht durfte. Am Beispiel der Kommunalpolitik an den Regierungssitzen in Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier deckt sie allgemeinverständliche, kreative und innovative politische Handlungschancen auf, die das Verhältnis zwischen Staat und Region langfristig prägten.

Abschließend sprachen Haase und Thielen Dankesworte. Sie erhalten mit der Auszeichnung die Dotierung von jeweils 10.000 Euro.

Zum Hintergrund:

Mit dem LVR-Wissenschaftspreis werden besonders qualifizierte wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, insbesondere Dissertationen sowie andere Arbeiten von grundsätzlicher wissenschaftlicher Bedeutung. Der LVR vergibt den mit 10.000 Euro dotierten Preis jährlich an eine Person. Es besteht zudem die Möglichkeit, den Preis auf zwei Personen aufzuteilen sowie auf das Folgejahr zu übertragen.

Mit der Verleihung des LVR-Wissenschaftspreises ehrt der LVR insbesondere Arbeiten zu Themen der Geschichte, vorzugsweise der Regional- und Landesgeschichte im Rheinland, des Weiteren zu den Themenfeldern Heimatpflege, Volkskunde / Empirische Kulturwissenschaft, Archäologie / Bodendenkmalpflege, Geowissenschaften, Kulturlandschaftspflege, Natur- und Landschaftsschutz, Musikwissenschaft, Sprach- und Literaturwissenschaft. Ausgenommen ist der Bereich der Kunstgeschichte, für den der LVR den Paul-Clemen-Preis auslobt.

Vorschlagsberechtigt sind die Leitungen von wissenschaftlichen Instituten im Rheinland sowie der Kulturdienststellen des LVR. Über die Vergabe entscheidet der Kulturausschuss nach Vorberatung in der Kommission Wissenschaftsförderung, die von Fachwissenschaftler*innen des LVR beraten und unterstützt wird.

www.rheinland-ausgezeichnet.lvr.de

„…vergangen ist es erst, wenn man es vergisst…“

Gedenkstätte Brauweiler des LVR eröffnete mit neuer Konzeption, neuer Gestaltung und erweiterten Räumen / Tag der offenen Tür am 8. Juni 2024

 Im Beisein von über 160 geladenen Gästen, eröffneten gestern Abend Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, und LVR-Direktorin Ulrike Lubek, die neu gestaltete Gedenkstätte auf dem Gelände des LVR-Kulturzentrums Brauweiler. Unter den Gästen war auch Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die sich einen Eindruck verschaffte von dem Ort, der die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1945 in der ehemaligen Arbeitsanstalt Brauweiler dokumentiert. Zugleich ist die Stätte dem Gedenken an die vielen Opfer des Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus in Brauweiler gewidmet. Die Eröffnung bettete sich ein in die Feierlichkeiten zum 1000-jährigen Bestehen der Abtei Brauweiler.

„Der 1953 gegründete LVR übernahm in vielen Bereichen die Nachfolge der Rheinischen Provinzialverwaltung des 19. Jahrhunderts. Es ist unsere historische Verantwortung, gleichsam unsere besondere Verpflichtung, die LVR-Geschichte und die der Rheinprovinz vorbehaltlos aufzuarbeiten, auch um diese zu verarbeiten. Verarbeiten heißt dabei nicht nur Geschehenes zu dokumentieren, sondern vielmehr das Unfassbare sowie menschenunwürdige Zustände sichtbar zu machen und in unserem kollektiven Gedächtnis zu verankern, damit stets Menschlichkeit als kategorischer Imperativ, Aufklärung und kritische Selbstreflexion unser Handeln bestimmen. Erinnerung in diesem Sinne ist somit auch ein Beitrag zur Sensibilisierung und Prävention gegen die vielerorts aufkeimenden rechtsextremen und nicht selten menschenverachtenden Positionen“, so LVR-Direktorin Ulrike Lubek. Persönliche Worte richtete Ulrike Lubek an die Angehörigen von ehemals in Brauweiler inhaftierten Menschen: „An jenen Ort zu reisen, an dem Ihre Familienmitglieder mit den Schrecken und der Brutalität des NS-Staates konfrontiert waren, muss Ihnen schwergefallen sein. Angesichts dessen berührt es uns umso mehr, dass Sie den Weg zum Teil von weither auf sich genommen haben. Dafür bedanke mich bei Ihnen voller Respekt.“

Anne Henk-Hollstein hob hervor: „Über 150 Jahre lang war das Abteigelände ein Ort der Ausgrenzung und Diskriminierung, des Wegsperrens und der Ausbeutung. Mit ihrer Arbeit verantwortet die Gedenkstätte Brauweiler – übrigens auch als Mitglied im Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte NRW sowie in der Arbeitsgemeinschaft frühe Konzentrationslager – ein Stück Erinnerungskultur. Sie leistet damit einen Beitrag zur Demokratiebildung und zur Stärkung unserer freiheitlichen, pluralistischen und demokratischen Grundordnung. Innehalten und Bewusstmachen sind neben der historischen Dokumentation und der Bildungsarbeit zentrale Anliegen der Gedenkstätte. Die Hoffnung auf ein ‚Nie wieder‘ ist es, die die Gedenkstätten-Arbeit in Brauweiler mit der Forschung zur Geschichte und Kultur des Rheinlandes verbindet. Wo, wenn nicht hier, können wir ansetzen, um ein friedliches Miteinander zu befördern? Die Landschaftsversammlung Rheinland begleitet die Entwicklung der Gedenkstätte seit der Gründung mit großer Aufmerksamkeit. So hat sie vor zwei Jahren den Beschluss gefasst, die Gedenkstätte deutlich zu erweitern und das Angebot auszubauen. Wir wissen, dass der Ort selbst und die Menschen, die hier zusammenkommen, die Forschung und die Vermittlung zur NS-Geschichte nicht nur erweitern, sondern enorm bereichern. Vielleicht war ihr Besuch nie wichtiger als heute.“

Die Bedeutung des Themas Erinnerungskultur im Kontext der gegenwärtigen politischen Situation hob Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, hervor. „Die aktuellen antisemitischen und fremdenfeindlichen Vorfälle machen auf bedrückende Weise deutlich, wie wichtig die Arbeit der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen ist. Das Land unterstützt diese wichtige Arbeit seit vielen Jahren. Und ich freue mich, dass wir mit der finanziellen Förderung durch die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen nun einen Beitrag zur Neugestaltung der Gedenkstätte Brauweiler leisten können.“

„Doch vergangen ist es erst, wenn man es vergisst“: Mit Poetry Slam über den Ort der Gedenkstätte Brauweiler und die Erinnerungskultur unterstrich „Poesiematrosin“ Veronica Scholz die Eröffnung.

Die anschließende Gesprächsrunde moderierte Dr. Mark Steinert, Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums, zu dem auch die Gedenkstätte Brauweiler gehört. Darin ging Prof. Dr. Alfons Kenkmann, langjähriger Vorsitzender des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW, auf die Zwangseinweisung und gewalthafte Unterbringung junger Edelweißpiratinnen und -piraten in der Arbeitsanstalt ein. Der Eigensinn und die Solidarität unter den Jugendlichen trafen hier auf die rigiden Maßnahmen zur Disziplinierung durch Akteure der Fürsorgeerziehung und der Gestapo. „Die Beschäftigung mit den Lebensgeschichten Jugendlicher in den 1940er Jahren gibt“, so Kenkmann, „den Jugendlichen heute Orientierung bei ihrem Lauf in die Welt“.

An die bekanntesten Gefangenen in Brauweiler erinnerte Dr. Corinna Franz, LVR-Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege: „Konrad und Gussie Adenauer waren 1944 hier inhaftiert. Gussie erholte sich nie von den Folgen ihres Selbstmordversuchs während der Haft und verstarb 1948 im Alter von nur 52 Jahren. Ihr Schicksal steht stellvertretend. Auch wenn in Brauweiler nur wenige Menschen ermordet wurden, starben dennoch viele an den Folgen ihrer Gefangenschaft oder zerbrachen an den Misshandlungen. Konrad Adenauer entging der Folter, doch das Miterleben prägte den späteren Bundeskanzler tief.“

Dr. Christine Hartmann, seit 2008 für die Gedenkstätte zuständig und Projektleiterin der neuen Dauerausstellung, erläuterte die wesentlichen Aspekte der Neukonzeption, Neugestaltung und räumlichen Erweiterung. Für die Gestaltung zeichnet die Bremer Ausstellungsagentur GfG / Gruppe für Gestaltung gemeinsam mit dem Grafikbüro oblik identity design, ebenfalls aus Bremen, verantwortlich. Dass die historischen Räumlichkeiten mit ihrer Geschichte ein wichtiges Thema sind, wird auch durch die Ausstellungsarchitektur deutlich. Sie setzt auf rahmende Elemente, die sich als Leitmotiv durch das Gestaltungskonzept ziehen. So wurden zum Beispiel einige der gefundenen Inschriften oder Freilegungen alter Renovierungsschichten – oft mit bloßem Auge schwer erkennbar – mit einer Rahmung hervorgehoben.

Begleitet wird die durchgängig zweisprachige Ausstellung (Deutsch/Englisch) durch verschiedene inklusive Angebote: Über das eigene Smartphone lassen sich vor Ort Passagen aus Interviews mit Zeit- und Zweitzeug*innen abrufen. Eine möglichst barrierefreie Vermittlung wird mit der Übersetzung in Deutsche Gebärdensprache auf dem Smartphone sichergestellt. Menschen mit Sehschwäche können sich die Ausstellungstexte vorlesen lassen. Der Mediaguide bietet darüber hinaus die Texte in Polnisch und Französisch an.

Neben der inhaltlichen und gestalterischen Neuausrichtung wurde in den vergangenen zwei Jahren seitens des LVR-Gebäude- und Liegenschaftsmanagements die bauliche Sanierung und barrierefreie Erschließung der Gedenkstätte realisiert. In der Vergangenheit war die Gedenkstätte lediglich über eine Treppe erreichbar. Nun wurde der Aufzug, der bisher nur die oberen Stockwerke erschloss, ins Kellergeschoss verlängert. Erstmals haben nun Besucher*innen im Rollstuhl die Möglichkeit, die Gedenkstätte zu besuchen. Hierfür wurden Türen verbreitert und Fluchtwege barrierefrei angelegt, soweit es die denkmalgeschützte historische Bausubstanz des Gebäudes zuließ. Zusammen mit der neuen Dauerausstellung „Achtung Ausgrenzung“ wurde auch die erste Wechselausstellung in den ehemaligen Waschräumen eingeweiht. Die Schüler*innen einer KulTourKlasse des Abtei-Gymnasiums Brauweiler haben Kunstwerke geschaffen, die aktuelle Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung thematisieren.

Die Neugestaltung der Gedenkstätte Brauweiler ist durch die großzügige finanzielle Förderung der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen möglich. Ebenso bezuschusste die LVR-Museumsförderung die Personalkosten.

Zur Eröffnung der Gedenkstätte ist eine begleitende Katalogbroschüre erschienen, die für 5 Euro im Abteishop erhältlich ist. Die Gedenkstätte Brauweiler des LVR ist ab 7. Juni täglich außer montags von 9 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet (Weihnachten und an den Karnevalstagen geschlossen).

Am Samstag, 8. Juni 2024, findet von 11 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Tür statt, bei dem das Team der Gedenkstätte mit Führungen und Gesprächsangeboten vor Ort ist.

Die Gedenkstätte befindet sich im ehemaligen Frauenhaus der Arbeitsanstalt, dem heutigen Bürohaus des LVR in Brauweiler. Es liegt am Parkplatz des LVR neben der Abtei.

Adresse: Gedenkstätte Brauweiler des LVR, Ehrenfriedstraße 19, 50259 Pulheim-Brauweiler.

Jahresprogramm Abtei Brauweiler – Tore zur Geschichte

Jahresprogramm Abtei Brauweiler – Tore zur Geschichte

Das LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler, der Freundeskreis Abtei Brauweiler und die Pfarreiengemeinschaft Brauweiler-Geyen-Sinthern präsentieren das offizielle Jahresprogramms zum 1000-jährigen Jubiläum der Abtei Brauweiler. Dabei sollen die Vielfältigkeit der Veranstaltungen und Führungen sowie die Highlights, die das Jubiläumsjahr zu einem besonderen Erlebnis machen, vorgestellt werden. Zudem wird das Thema der deutsch-polnischen Beziehungen in den Vordergrund gerückt.

Dr. Gabriel Gach, wissenschaftlicher Referent und verantwortlicher Koordinator des Jahresprogramms, erfreut die Vielfalt der Veranstaltungen im besonderen Maße: „Das Festprogramm ist eine Einladung an alle, in diesem Jahr gemeinsam mit uns „1000 Jahre Abtei Brauweiler“ zu feiern. Wir hoffen, durch das tolle Engagement aller Beteiligter kann in diesem Jahr ein besonders diverses Publikum angesprochen werden. Es war uns außerdem ein besonderes Anliegen, unseren Gästen zu diesem einzigartigen Jubiläum mehr zu präsentieren als nur einen Veranstaltungskalender. Neben der Veranstaltungsübersicht enthält die Broschüre auch eine Brauweiler-Chronik, die einen Überblick über die 1000-jährige Geschichte der Abtei gibt.“

Dem schließt sich auch Dr. Corinna Franz, Landesrätin des LVR-Kulturdezernats an: „Wir sind wirklich dankbar für den bewundernswerten Einsatz von Vereinen, Schulen, Pfarrgemeinden und vieler anderer, die das Jubiläumsprogramm möglich gemacht haben. Ebenso sehr freut uns, dass Ministerpräsident Hendrik Wüst entschieden hat, am 19. März die Abschlussveranstaltung des Richeza-Preises des Landes Nordrhein-Westfalen in der Abtei auszurichten. Die Veranstaltung unterstützt das Vorhaben, den deutsch-polnischen Austausch durch das Jahresprogramm im besonderen Maße zu würdigen. Immerhin war die polnische Königin Richeza nicht nur Tochter des Stifterpaares, sondern auch prägende Wohltäterin des Klosters.“

Prof. Dr. Jürgen Rüttgers, Vorstandsvorsitzender des Freundeskreises der Abtei Brauweiler, führt weiter aus: „Das Jahresprogramm gewinnt durch Veranstaltungen wie den Richeza-Preis, aber auch den Auftritt des polnischen Kammerchors oder die Präsentation polnischer Filme im Open Air Kino einen aktuellen und wichtigen Schwerpunkt hinzu. Die Stärkung der Beziehungen zu unserem Nachbarland Polen ist nicht nur für den Freundeskreis Abtei Brauweiler von Bedeutung, sondern ebenso für den LVR und die Kirchengemeinden.“

Sowohl die Veranstaltungen zu aktuellen gesellschaftlichen Diskursen, wie jene zum deutsch-polnischen Austausch, als auch die Gesamtübersicht der Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr stellen den Hauptbestandteil des Programmhefts dar. Zentrale Veranstaltungen des Landschaftsverbandes Rheinland, des Freundeskreises Abtei Brauweiler und der Pfarreiengemeinschaft Brauweiler-Geyen-Sinthern werden zudem hervorgehoben dargestellt. Dies sind die Festwochen der Pfarrgemeinde, die Classic Nights, das Festival Musica Sacra Nova sowie die Eröffnungsveranstaltungen des LVR: Klostergarten, Gedenkstätte und Dauerausstellung zur Abteigeschichte.

Ein umfangreiches Führungsprogramm findet in einem gesonderten Heft Platz, um zwischen den zahlreichen Angeboten schnell navigieren zu können. Beide Hefte sind ab sofort im Abtei-Shop der Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstr. 19, 50259 Pulheim-Brauweiler, kostenfrei erhältlich.

abteibrauweiler.lvr.de

Lebenswelten junger Geflüchteter in Bonn

dazwischen oder längst schon mittendrin? Diese Frage beantworten junge Geflüchtete sehr persönlich ab dem 14. März 2024 in einer Ausstellung, die in Zusammenarbeit des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR) mit dem Verein Ausbildung statt Abschiebung (AsA) e.V. entstanden ist. Darin sind Porträts von jungen Erwachsenen zu sehen, die sich zwischen Hoffnungen und Hürden ein selbstbestimmtes Leben im Bonner Raum aufbauen. Die Präsentation ist Ergebnis eines Forschungsprojektes, das anhand individueller Fluchtbiographien untersucht, wie Menschen unter den Bedingungen der Flucht aus ihrem Heimatland neue Zugehörigkeiten aufbauen. Herzstück des Projekts waren Interviews mit den jungen Leuten. Darin erzählen sie von alltäglichen Herausforderungen, Zukunftsträumen und worauf sie stolz sind, aber auch welche Schwierigkeiten ihnen begegnen und wie sie diese bewältigen. Die Ausstellung präsentiert diese Geschichten sensibel aufbereitet mit Fotos der Beteiligten, Originalzitaten und Texten. Interaktive Elemente und das erstmals bei der Vernissage präsentierte Spiel „Mittendrin?!“ regen zur lebendigen Auseinandersetzung mit den Inhalten der Ausstellung an.

Zur Präsentation der Ausstellung laden wir Sie und alle Interessierten herzlich ein

am Donnerstag, 14. März 2024,
um 17.30 Uhr,
in den Salon 53177 der Bundeskunsthalle, Am Fronhof 1, 53177 Bad Godesberg.

Zur Eröffnung sprechen Dr. Helmut Rönz, Leiter des LVR-ILR und Coletta Manemann, Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt der Stadt Bonn. In einer Talkrunde blicken Gabriele Dafft, Kulturanthropologin und Projektleiterin (LVR-ILR) und Johanna Strohmeier, Geschäftsführerin von AsA e.V., gemeinsam mit beteiligten Jugendlichen hinter die Kulissen des Projekts. Sie diskutieren, wie die räumlich-soziale Neuverortung von geflüchteten Menschen funktionieren kann, welche Rolle regionale Alltagskultur und Schlüsselerlebnisse spielen und wie wichtig Ausbildungs- und Jobperspektiven sind.

Die Ausstellung ist bis zum 28. März im Salon 53117 der Bundeskunsthalle zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag jeweils von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Infos: www.lvr.de/mittendrin

Neue „Beratung vor Ort“ des LVR für Menschen mit Behinderung in Essen

Neue „Beratung vor Ort“ des LVR für Menschen mit Behinderung in Essen

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bietet Menschen mit Behinderung und Eltern von Kindern mit (drohender) Behinderung im Rheinland eine individuelle, kompetente und umfassende Beratung rund um mögliche Unterstützungsleistungen als Träger der Eingliederungshilfe an. In Räumlichkeiten des City Tower Essen, Limbecker Platz 1, 45127 Essen, führt der LVR seit letztem Jahr diese neue „Beratung vor Ort“ durch. Sie dient als Lotse über sämtliche Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten – auch über das Leistungsspektrum des LVR hinaus. Dadurch wirkt der LVR aktiv daran mit, die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung zu verbessern und mehr Selbstbestimmung und die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu stärken.

Ob Fragen zu notwendigen Leistungen, zum selbstständigen Leben, zur Alltagsgestaltung und auch damit verbundenen Anträgen: Die Fallmanager*innen des LVR informieren, beraten und unterstützen kostenlos vor Ort – sowohl erwachsene Menschen mit wesentlichen Behinderungen als auch deren Angehörige, Vertrauenspersonen und rechtliche Betreuungen.

Der LVR ist auch für Kinder mit (drohender) Behinderung im Vorschulalter zuständig, die Unterstützung in der Kindertagesstätte oder Kindertagespflege oder im Bereich der Frühförderung benötigen, sowie für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, die in einer Pflegefamilie oder einer Wohneinrichtung leben oder ein Internat besuchen. Eltern können sich vor Ort zu den zahlreichen Fördermöglichkeiten, die sich für Kinder bis zum Schuleintritt bieten, beraten lassen und einen Antrag auf Eingliederungshilfe für ihre Kinder stellen.

Für Terminvereinbarungen stehen die Fallmanager*innen der LVR-Dezernate Soziales sowie Kinder, Jugend und Familie per Mail und Telefon zur Verfügung.

Beratung und Unterstützung zu Leistungen …

  • … für erwachsene Menschen mit Behinderung
    Tel 0221 809-6790
    Mail Beratung.StadtEssen@lvr.de
  • … für Kinder und Jugendliche mit (drohender) Behinderung (Zuständigkeitsbereich LVR)
    Tel 0221 809-4120
    Mail bthg-kinder@lvr.de

Neben der neuen LVR-Beratung vor Ort stehen auch weiterhin die Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen (KoKoBe) sowie die Sozialpsychiatrischen Zentren (SPZ) für eine Beratung zur Verfügung.

Eine vollständige Übersicht der Beratungsstellen und Themen ist auf www.beratungskompass.lvr.de zu finden. Dort ist seit Kurzem unter dem Menüpunkt „Anträge“ auch der Antrag auf Eingliederungshilfe online verfügbar. Eine Formularnavigation erleichtert das Ausfüllen und gibt Hilfestellungen für jeden Schritt des Antrags, wie zum Beispiel bei der elektronischen Identifizierung mittels des neuen Personalausweises. Auch Sorgeberechtigte von Kindern mit (drohender) Behinderung finden dort den Antrag auf heilpädagogische Leistungen im Rahmen der Kindertagesbetreuung und der Frühförderung bis zum Schuleintritt.

LVR-Sozialausschuss besucht Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen

LVR-Sozialausschuss besucht Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen

Wie innovativ Arbeitsprojekte für Menschen mit Behinderungen aussehen können, beweist das Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) in Trägerschaft der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen. Hier findet Inklusion in Arbeit mit und durch Sport statt: Ursprünglich als Fußballleistungszentrum gegründet wurde das ZABS in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Bundesagentur für Arbeit (BA) und den Gemeinnützigen Werkstätten Köln GmbH (GWK) inzwischen auf den Judo-Sport ausgeweitet und bietet eine berufliche Orientierung, Förderung, Qualifizierung und Beschäftigung für bis zu 20 Menschen mit geistiger Behinderung. Seit 2023 ist das ZABS der neueste „Andere Leistungsanbieter“ des LVR. Mit dem Instrument der „Anderen Leistungsanbieter“ sollen gezielt inklusivere Beschäftigungsmöglichkeiten jenseits der Werkstatt für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Um sich einen Einblick vor Ort über das innovative Angebot zu machen, besuchten die Mitglieder des LVR-Sozialausschusses die Gold-Kraemer-Stiftung und das ZABS im Rahmen ihrer Ausschuss-Sitzung.

Begrüßt wurden sie durch Prof. Dr. Hans Josef Deutsch. Der Vorstandsvorsitzende der Gold-Kraemer-Stiftung verwies auf das Stifterehepaar Paul und Katharina Kraemer: „Zeitlebens haben sich die Eheleute für Menschen mit Behinderung engagiert. Es war ihr Herzensanliegen, besonders jungen Menschen mit geistiger Behinderung neue Möglichkeiten zu eröffnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“ Mit dem ZABS sei es gelungen, so Deutsch, „über den Sport diesen jungen Menschen einen beruflichen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.“ Mit der Judoka Andrea Kuhne und dem Fußballer Adriano Cvijetic berichteten zwei Teilnehmende den Mitgliedern des Sozialausschusses über ihren sportlichen Alltag und die Vielfalt der Bildungsangebote abseits von Judomatte und Fußballplatz.

Bildung durch Sport als Türöffner zum allgemeinen Arbeitsmarkt

Über den Sport lernen derzeit 14 Teilnehmer*innen, Werte und Einstellungen, die im Berufsleben von grundlegender Bedeutung sind – zum Beispiel Teamgeist, Respekt, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Dabei stehen die individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten der beziehungsweise des Einzelnen im Vordergrund und nicht die jeweiligen Behinderungen. Parallel zur sportlichen Ausbildung bietet das ZABS verschiedene Praktika und Erprobungszeiten in Unternehmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Beispielsweise bei dem 1. FC Köln im Greenkeeping, im Servicebereich der Toyota-Akademie oder der Straßenkickerbase in Köln-Mülheim, in der Gastronomie oder in der Lagerwirtschaft. Hier erlernen die Teilnehmenden vielfältige berufspraktische Fähigkeiten und wenden ihre psychosozialen Kompetenzen an, die sie im Sport erworben haben. Alle Elemente fördern die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und stärken Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit der Teilnehmenden, die vorher alle in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung beschäftigt waren.

„Für uns ist es eine große Chance, über den Sport unsere Berufswünsche zu finden und auszuprobieren“, erzählten Andrea Kuhne und Adriano Cvijetic. Sie verwiesen auf ehemalige ZABS-Kamerad*innen, die den Weg in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis bereits erfolgreich beschritten haben. Einer von ihnen zum Beispiel als Greenkeeper beim 1. FC Köln oder ein anderer als Pflegeassistent in einem Pflegedienst.

„Das ZABS ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie gesellschaftliche Inklusion und berufliche Teilhabe durch den Sport gelingen kann. Hier werden körperliche, aber auch emotionale, soziale und kognitive Fähigkeiten und Kompetenzen erworben und gestärkt. Das befähigt und motiviert die Beschäftigten auch für andere Arbeitszweige über den Sport hinaus“, so Martina Zsack-Möllmann, die Vorsitzende des LVR-Sozialausschusses bei ihrem Besuch.

„Unser multiprofessionelles ZABS-Team um Ole Schneider verfolgt konsequent in seinem Netzwerk das Ziel, unsere Beschäftigten personenorientiert und vor dem Hintergrund ihrer Fähigkeiten und Wünsche zu begleiten – idealerweise bis sie ihren eigenen Weg ohne uns gehen!“ so Dr. Volker Anneken, Mitglied der Geschäftsführung der Gold-Kraemer-Stiftung.

„Als größter Leistungsträger der Eingliederungshilfe bundesweit sind wir stets auf der Suche nach innovativen inklusiven Projekten, die Menschen mit Behinderung dabei unterstützen, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das ZABS trägt mit seiner speziell auf Menschen mit einer geistigen Behinderung ausgerichteten Arbeits- und Bildungsmaßnahme darüber hinaus beispielhaft zu einer inklusiveren Sportlandschaft bei“, ergänzt LVR-Sozialdezernent Dirk Lewandrowski.

Wie erfolgreich dieses Konzept auch im Sport funktioniert, zeigt das Abschneiden der Judokas bei den Special Olympics World Games 2023 in Berlin: So konnten die Sportler des ZABS drei Gold- und eine Silbermedaille mit nach Frechen bringen.

„Andere Leistungsanbieter“ als alternatives Angebot zur Werkstatt

Das ZABS ist der siebte „Andere Leistungsanbieter“ im Gebiet des LVR. Andere Leistungsanbieter sind keine Arbeitgeber des allgemeinen Arbeitsmarktes, sondern ein Angebot der Eingliederungshilfe. Sie müssen vergleichbare Leistungen und Qualitätsstandards wie eine Werkstatt anbieten, sind jedoch meist kleiner und inklusiver ausgerichtet und können somit häufig flexiblere Unterstützungsangebote machen, um je individuelle Wege zur inklusiven Beschäftigung zu finden.

Weitere Informationen zum ZABS finden Sie unter www.zabs.gold-kraemer-stiftung.de .

Mehr Informationen zu den „Anderen Leistungsanbietern“ finden Sie unter soziales.lvr.de .

Kultur kompakt in „Rheinland Reiseland“

Kultur kompakt in „Rheinland Reiseland“

LVR präsentiert neue Ausgabe für das Kulturjahr 2024 / Spezial: Jubiläumsjahr „1000 Jahre Brauweiler“

Rheinland. 11. Januar 2024. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) präsentiert zum dreizehnten Mal sein kulturtouristisches Magazin „Rheinland Reiseland“. Interessierte entdecken auf 44 Seiten abwechslungsreiche Kulturangebote, die sich über das gesamte Jahr erstrecken. In diesem Jahr steht das 1000-jährige Jubiläum der Abtei Brauweiler im Mittelpunkt.

So erfährt man einiges über die Ursprünge, die Bedeutung und die wechselvolle Geschichte der Abtei, die im Rhein-Erft-Kreis vor den Toren Kölns liegt. Aber es gibt auch erste Einblicke in das ganzjährige Programm mit über 150 Veranstaltungen wie Lesungen, Tagungen, Konzerte, Führungen, Feste und Eröffnungen oder Open-Air-Kino.

Natürlich kommen auch die anderen Höhepunkte im LVR-Kulturjahr 2024 nicht zu kurz: Dazu gehört unter anderem der beliebte „Tierkinder- & Bergische Schäfertag“ im LVR-Freilichtmuseum Lindlar, die Nachtführungen im LVR-Archäologischen Park Xanten, Chill-Out-Yoga im Max Ernst Museum Brühl des LVR, die „Zeitblende 1974“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern, der Tag der Archäologie in Titz, das Kinder- und Parkfest im LVR-Industriemuseum Textilfabrik Cromford in Ratingen oder das Engelskirchener Transport- und Oldtimerfest im dortigen LVR-Industriemuseum. Besondere Angebote wie Familienworkshops für Groß und Klein oder die „Archäologietour Nordeifel“ sind weitere Höhepunkte.

Wissenswertes zu neuen Themen und Projekten im LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege findet man zudem in der Rubrik „Aktuelles aus dem Rheinland“.

Informationen zu Öffnungszeiten und zur Barrierefreiheit in den LVR-Museen sind übersichtlich und kompakt im Serviceteil abgebildet.

„Rheinland Reiseland“ kann über das LVR-Publikationssystem kostenlos bestellt und auch als barrierefreies PDF heruntergeladen werden unter: www.kultur.lvr.de

Auch eine direkte Bestellung per Mail im Dezernat ist möglich unter: RheinlandReiseland@lvr.de.